1.11. Taufe als Lebenszusage

In den Anfängen des Christentums wurden Erwachsene getauft. Im 4. Jahrhundert hielt man kurz nach der Taufe eine Katechese, die das Erlebte deutete – etwa so:

„Ihr sollt lernen, wofür das, was in der Taufe mit euch geschah, Symbol war: Sofort, nachdem ihr in den Taufraum eingetreten wart, habt ihr eure Kleider ausgezogen. Das war ein Bild für das Ausziehen des alten Menschen mit seinen Werken. Indem ihr nackt wart, ahmtet ihr den nackten Christus am Kreuz nach.

Danach seid ihr zum Brunnen der Taufe geführt worden – so wie Christus vom Kreuz zum Grab. Jeder wurde gefragt, ob er an den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes glaube. Ihr habt das heilsame Bekenntnis abgelegt, seid dreimal im Wasser untergetaucht und wieder aufgetaucht und habt so im Symbol die drei Tage Christi im Grab angedeutet.

Im Wasser ist der alte Mensch gestorben. Als ihr wieder aufgetaucht seid, habt ihr gespürt, dass ihr gerettet wurdet. Ihr seid neu geboren.

Als neue Menschen seid ihr aus dem Wasser gestiegen. Man hat euch neu bekleidet. Ein weißes Gewand hat man euch angelegt. Das weiße Gewand deutet auf den auferstandenen Christus. In der Taufe habt ihr Christus als Gewand angezogen. Ihm seid ihr gleich.

Der alte Mensch ist gestorben, der neue Mensch ist gerettet, er lebt. Wie Christus wird der neue Mensch leben in Ewigkeit, auch wenn er stirbt."[1] 


In der Regel wurden damals Erwachsene in der Osternacht getauft. Das weiße Gewand trugen sie eine ganze Woche lang, bis zum nächsten Sonntag. Daher der Name „Weißer Sonntag“.

Unterbrechung:

Stell dir die damalige Taufhandlung bildlich vor: Du legst deine alten Kleider ab und lässt damit quasi den alten Menschen hinter dir. 
  • Was möchte ich gerne hinter mir lassen?

Du gehst mehrere Stufen hinunter ins Wasser. Das Wasser steht dir bis zum Hals. du wirst untergetaucht – bekommst keine Luft mehr. Der alte Mensch stirbt. Das gottlose Leben stirbt.
Doch dann wirst du wieder hochgehoben an die Wasseroberfläche. Rettung aus Todesgefahr.
  • Wovon möchte ich gerettet werden? Wovon erlöst?
Du steigst wieder hinauf. Wirst neu eingekleidet. Kleider machen Leute: Das weiße Gewand ist ein Zeichen für Christus. Eine Woche lang trägst du voller Stolz dieses Kleid. Alle sollen sehen: Du bist Christ*in. Gehörst zu IHM. 
  • Bin ich stolz darauf, zu Christus zu gehören? 
  • Mag ich allen zeigen, dass ich Christ*in bin?
  • Was macht mein Leben als Christ*in aus?

[1] Vgl. Cyrill von Jerusalem, Mystagogische Katechesen, Übers. und eingeleitet von Georg Röwekamp, Zweite Mystagogische Katechese, Freiburg im Breisgau, 1992, S. 111-121.

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