4.11. Freiheitsfest der Insider


Von der Pessachfeier der Juden
Die Erinnerung an die Freiheit feiern gläubige Juden auch in der jährlichen Paschafeier innerhalb der Familie. Diese Feier ist allerdings nicht nur Erinnerung. Den Feiernden wird bewusst: hier uns jetzt befreit uns Gott.

Im Mittelpunkt dieser Feier steht der Bericht vom Auszug aus Ägypten. Doch man liest nicht einfach nur der Bibeltext vor. Während eines gemeinsamen Essens wird diese Befreiungsaktion Gottes lebendig. In einer festgelegten Abfolge werden symbolische Speisen gegessen, die an eine Begebenheit von damals erinnern. Braunes Fruchtmus zum Beispiel erinnert an die Lehmziegel, die das Volk Israel in Sklavenarbeit herstellen musste. Bittere Kräuter, die in Salzwasser eingetaucht werden, erinnern an die bittere Zeit und die Tränen, die die Vorfahren vergossen haben. Lammfleisch erinnert an das Lamm, das geschlachtet wurde und mit dessen Blut der Türpfosten bestrichen wurde, so dass der Tod am Volk Israel vorüberging. Nach diesem Vorübergang wurde auch die Feier benannt: Pessach (hebr.) heißt Vorübergang oder auch Durchzug. Denn nachdem sie fliehen konnten, sind sie trockenen Fußes durch das Rote Meer gezogen. Gestärkt wurden sie während ihrer Flucht durch ungesäuertes Brot. Hastig musste es gebacken werden. Für lange Gährprozesse mit Sauerteig war keine Zeit. 

Während nun diese Speisen während der Feier gegessen werden, wird ihre Bedeutung erklärt. Vor allem für die Kinder ist diese Feier eine Einführung in die Glaubenstradition. Aber auch für Erwachsene ist sie wichtig, um die eigene Identität zu bewahren.

Doch es geht nicht nur um das Geschehen von damals. Den Feiernden soll bewusst werden: Nicht nur unsere Vorfahren wurden von Gott in die Freiheit geführt – die Befreiung geschieht auch hier und jetzt. Denn Gott bleibt der, als der er sich erwiesen hat: Er ist der „Ich bin da.“

Zur Feier des Brotbrechens der Christen
Auch Jesus hat mit seinen Freunden diese Familienfeier gefeiert in Erinnerung daran, dass Gott befreit aus Unterdrückung und dass er verschont vor dem endgültigen Tod. Von einer besonderen Mahlfeier berichtet die Bibel am Tag vor Jesu Tod. Gut möglich, dass es sich dabei um das Pessachmahl gehandelt hat. Doch für die Jünger bekommt diese Feier eine andere Bedeutung. Jesus reicht ihnen Brot und Wein und gibt den symbolischen Speisen einen neuen Sinn. Später erinnern sich die Jünger daran, wie er das Brot gebrochen hat, es mit seinem Tod in Verbindung brachte und ihnen aufgetragen hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ 

Erst später begreifen sie den Sinn von allem. Erst nachdem Jesu Anhänger erfahren haben, dass der Tod keine endgültige Macht über ihn hatte, erinnern sie sich an seine Worte. Und sie trafen sich danach immer am ersten Tag der Woche – unserem heutigen Sonntag -, um miteinander das Brot zu teilen - so, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Doch es blieb kein reines Andenken an frühere Zeiten. Die Feier des Brotbrechens wurde für sie zur Gewissheit: Jesus selbst reicht uns das Brot und er selbst schenkt sich in diesem Brot. Darin teilt er mit uns sein Schicksal: Auch über uns wird der Tod keine endgültige Macht haben. Damit befreit auch die Feier des Brotbrechens aus Unfreiheit und Tod. Denn wenn ich keine Angst mehr haben muss vor der Endgültigkeit des Todes, kann ich befreit leben.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich so der christliche Gottesdienst am Sonntag. Am Sabbat (der letzten Tag der Woche, der Samstag) gingen die ersten Christen noch in die Synagoge – denn sie verstanden sich ja noch als Juden – und am Abend des ersten Tages der Woche (Sonntag) trafen sie sich irgendwo zu Hause, um miteinander das Brot zu brechen als Erinnerung daran, dass Jesus am ersten Tag der Woche auferstanden war. Im Laufe der Zeit verschmolzen dann der jüdische Wortgottesdienst mit der an Christus erinnernden und ihn gegenwärtig glaubenden Mahlfeier.

Man sieht: die Feier des Gottesdienstes der Christen setzt voraus, dass Menschen eingeweiht sind in diese Feier des Glaubens, zu der alle eingeladen sind. Wer Jesu Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen nicht kennt, wird schwerlich etwas mit der Feier anfangen können und bestenfalls interessierter Zuschauer bleiben.


Unterbrechung:

Wenn du noch mehr Insiderwissen suchst und immer mehr Insider werden willst, dann lies diesen Blog gerne weiter oder feiere einfach jeden Sonntag Gottes Dienst und mach dir bewusst: Gott ist für mich da. 



Kommentare