2.20. Reise nach innen

Dieses Verweilen in Stille, im Bewusstsein: Gott ist da und ich bin da – und das genügt, hat auch Dag Hammarskjöld beschreiben. Der frühere UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger, der 1961 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben kam, beschreibt, wie er im innersten Kern seines Seins erkennt, dass Gott in ihm wohnt. In der Meditation fühlt er sich eins mit ihm:

Ich sitze hier vor dir, Herr, aufrecht und entspannt, mit geradem Rückgrat.
Ich lasse mein Gewicht senkrecht durch meinen Körper hinunter sinken auf den Boden, auf dem ich sitze.
Ich halte meinen Geist fest in meinem Körper. Ich widerstehe seinem Drang, aus dem Fenster zu entweichen, an jedem anderen Ort zu sein als an diesem hier,
in der Zeit nach vorn und hinten auszuweichen, um der Gegenwart zu entkommen.
Sanft und fest halte ich meinen Geist dort, wo mein Körper ist: hier in diesem Raum. In diesem gegenwärtigen Augenblick lasse ich alle meine Pläne, Sorgen und Ängste los.
Ich lege sie jetzt in deine Hände, Herr.
Ich lockere den Griff, mit dem ich sie halte, und lasse sie dir.
Für den Augenblick überlasse ich sie dir.
Ich warte auf dich, passiv und erwartungsvoll.
Du kommst auf mich zu, und ich lasse mich von dir tragen.
Ich beginne die Reise nach innen.
Ich reise in mich hinein zum innersten Kern meines Seins, wo du wohnst.
An diesem tiefsten Punkt meines Wesens bist du immer schon vor mir da,
schaffst, belebst und stärkst ohne Unterlass meine ganze Person.
Gott, du bist lebendig. Du bist in mir. Du bist hier. Du bist jetzt. Du bist.
Du bist der Grund meines Seins.
Ich lasse los.
Ich sinke und versinke in dir.
Du überflutest mein Wesen. Du nimmst von mir Besitz.
Ich lasse meinen Atem zu diesem Gebet werden.
Mein Atmen, mein Ein- und Ausatmen, ist Ausdruck meines ganzen Wesens.
Ich tue es für dich, mit dir, in dir …


(nach Dag Hammarskjöld, Quelle unbekannt)

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