1.4. "Alles beginnt mit der Sehnsucht" (Nelly Sachs)

Jesus lädt die beiden Jünger ein, sich selbst ein Bild von ihm und ihre eigenen Erfahrungen mit ihm zu machen. Er stülpt ihnen nichts über, sondern fragt sie einfach: „Was sucht ihr?“ Denn auf der Suche waren sie offensichtlich.

Wer etwas sucht, wird geleitet von einer Sehnsucht. Die beiden Jünger des Johannes – später Jünger Jesu – folgen Ihrer Sehnsucht und nehmen die Einladung Jesu an.

Manchmal, wenn ich Nachrichten vom aktuellen Weltgeschehen sehe oder wenn mir manches Chaos in meinem Leben bewusst wird, sehne ich mich nach einer heilen – einer besseren – Welt. Da ich das große Weltgeschehen nicht in den Händen habe, richte ich mir meine eigene kleine Welt behaglich ein. Damit scheine ich nicht allein zu sein. Die dänische Lebensart Hygge gestaltet wohl so manches kuschelige Wohnzimmer als behaglichen Rückzugsraum für den rauen Alltag. Andere beamen sich lieber weit weg in den Traumurlaub unter Palmen: Sonne, Sand und Meer. Vielleicht steckt hinter beidem ja die Sehnsucht nach einem noch größerem Mehr? ---

Was kann meine Sehnsucht wirklich stillen? Selbst wenn ein lang gehegter Wunsch erfüllt wird, setzt bald wieder der Alltag ein. Wenn ich endlich erhalten oder erreicht habe, wonach ich mich immer gesehnt habe, macht sich schon bald wieder eine innere Leere breit. Wie das Sprichwort sagt: „Ist ein Wunsch erst erfüllt, bekommt er alsbald Junge.“

Die letzte Sehnsucht wird irgendwie nie ganz gestillt. Der heilige Augustinus bezieht diese Sehnsucht auf Gott und bekennt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott.“

Unterbrechung: Was ist meine tiefst Sehnsucht?

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