4.1. Gottesdienst: für alle aber nur mit insidern?!


Am Gottesdienst scheiden sich die Geister
Zwischen Tür und Angel meinte eine Bekannte zu mir: „Ich würde ja gerne mal wieder einen neuen Anfang machen mit dem Gottesdienst. Doch ich habe Angst, dass ich wieder nur enttäuscht werde.“ Wir konnten leider nicht mehr darüber sprechen, was sie enttäuscht hatte und was sie sich wünschen würde. Tatsache ist: Mit ihrem Glauben hat sie noch lange nicht abgeschlossen, doch Gottesdienste feiert sie nur noch selten mit. Sie ist eine von denen, über die so manche Gemeinde ihr Klagelied singt. Die Gottesdienstmitfeiernden werden immer weniger und vor allem immer älter. Menschen unter 60 Jahren sind in der Minderheit. Kirchliche Gremien diskutieren und fordern: "Unsere Gottesdienste müssen ansprechender werden." Man sucht nach neuen „Gottesdienstformaten“. Doch welches „Format“ wen anspricht, ist die Frage. Die Geschmäcker sind ja recht unterschiedlich. Dem einen passt die Musik nicht, ein anderer findet die Predigt zu lang. Dritte hätten gerne mehr Beteiligung aller. Vor allem aber soll es kurzweilig sein. Anderen dagegen fehlt die Besinnung. Unterschiedliche Erwartungen an der Gottesdienstgestaltung treffen aufeinander. Oft hab ich den Eindruck, der Focus liegt dabei einzig auf der guten Show, um mit einem professionellen Unterhaltungsprogramm mithalten zu können. Mir scheint: Die Show wird zum Selbstzweck. Unterhaltung scheint ihr Sinn zu sein. Die Erfahrungsebene des Gottesdienstes verhaftet auf der rein zwischenmenschlichen.

Dabei liegt der Sinn eines Gottesdienstes darin, auf zwischenmenschlicher Ebene darzustellen, was sich zwischen Gott und den Menschen abspielt. Im Gottesdienst soll ein Begegnungsraum eröffnet werden zum Lebensaustausch zwischen Gott und den Menschen (Johannes Pinsk). Und das muss an seiner Gestaltung deutlich werden. Insofern kommt ein Gottesdienst ohne eine entsprechende Show – oder besser Inszenierung -, die diesen Begegnungsraum eröffnet, nicht aus. Doch einen Zugang zum Gottesdienst werden trotz guter Inszenierung nur Menschen finden, die für sich diesen Begegnungsraum mit Gott suchen. Wem Gott gleichgültig ist und wer Jesus Christus nicht kennt, hat überhaupt keinen Grund, Gottesdienst zu feiern.

Deshalb hatte ich einmal einen Erstkommunion-Elternabend angeboten mit dem Titel „Gottesdienst – für alle, aber nur mit Insidern!?“ Ich erntete heftige Kritik von meinen Kollegen im Seelsorgeteam: „Das kannst du doch nicht sagen. Das ist arrogant! Alle gehören doch dazu und nicht nur Insider!“ Ich blieb bei dem Titel. Denn ich bin überzeugt: Gott ist für alle Menschen da, doch nur Insider werden den Gottesdienst auf Dauer mitfeiern. Stellt sich nun die Frage: Was feiern die Insider im Gottesdienst und wie wird man Insider?

Unterbrechung:

Wie geht es mir mit der Feier des Gottesdienstes? Wie habe ich diesen bisher erlebt? 

Was war meine positivste Gottesdiensterfahrung?

Was suche ich dort? Finde ich, was ich suche?
Fühle ich mich als Insider oder möchte ich es werden?





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