1.6. Ich glaube an oder "ich glaube dir..."

Als Glaubensgemeinschaft können wir zurückgreifen auf Erfahrungen, die Menschen vor uns mit Gott gemacht haben. In der Bibel und in der Geschichte der Kirche gibt es Glaubenserfahrungen von dreitausend Jahren. Darauf können wir uns alle gemeinsam berufen. Jeder Einzelne kann sich diese Erfahrungen zu eigen zu machen.

Das gemeinsame Bekenntnis drückt sich aus im Glaubensbekenntnis der Kirche. Mit „Kirche“ ist die Gemeinschaft von Glaubenden gemeint. Diese entstand durch die Erfahrung der Jünger Jesu, dass dieser nach seinem Tod lebt. Sie bekennen: Er ist auferstanden. Und wovon das Herz voll ist, davon quillt der Mund über. Sie erzählen es weiter. Zunächst denen, die Jesus auch zu Lebzeiten gekannt haben, dann anderen, die ihn nicht kannten. Und immer wieder glauben ihnen Menschen diese unglaubliche Nachricht. Nicht, weil die Glaubenszeugen durch gekonnte Rhetorik überzeugten, sondern weil diese so glaubwürdig waren. Wer unter Lebensgefahr etwas weitererzählt, weil er selbst davon überzeugt ist, dem kann man abnehmen, dass er oder sie etwas erfahren hat, das das eigene Leben völlig umkrempelt.

Je mehr Menschen zu der Überzeugung kamen, dass Jesus vom Tod auferweckt wurde, je mehr hat man sich gefragt, wer dieser Jesus von Nazareth war, der in einzigartiger Weise von Gott erzählt hat. Klar war, dass er in ganz besonderer Beziehung zu ihm gestanden hat. Und so kam man irgendwann zu der Aussage: „Der Mensch Jesus von Nazareth ist Gottes Sohn.“ „Er ist wahrer Mensch und wahrer Gott.“ Doch genau darüber gab es schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus Streit unter den Christen. Es wurde gerungen um Formulierungen, wie man die Erfahrungen mit Jesus deuten und in richtigen Worten ausdrücken kann. Erste Glaubensbekenntnisse wurden formuliert. Auf Konzilien[1] wurde gestritten über gegensätzliche Aussagen. Schließlich gab es verbindliche Übereinkünfte über das gemeinsame Bekenntnis, aber auch Verurteilungen von sogenannten Irrlehren. Dies wurde in Dogmen festgehalten.

Im Laufe der Geschichte kam es immer wieder zu solchen Auseinandersetzungen. Zum Teil deshalb, weil man versucht hat, den christlichen Glauben anderen Kulturen verständlich zu machen. So sind zum Beispiel Denkmuster der griechischen Philosophie aufgegriffen worden, um den Menschen, die von der griechischen Philosophie geprägt waren, die christliche Botschaft nahe zu bringen.

Leider haben die Versuche, das Bekenntnis zu Jesus Christus und zu seinem Gott in Worte zu fassen, die alle unterschreiben können, nicht immer Erfolg gehabt. Nicht immer gab es eine Einigung, sondern sehr früh schon Spaltungen.

Gemeinsame Bekenntnisse sind für eine Gemeinschaft wichtig, wenn sie gemeinsam ihren Glauben bekennen, feiern und ihn an die nachfolgende Generation weitergeben will. Doch genauso wichtig ist die persönliche Ebene zwischen Gott und Mensch.

Unser Glaubensbekenntnis nennen wir „credo“. Das ist lateinisch und wir übersetzen es meistens mit „ich glaube“. Doch eigentlich ist es zusammengesetzt aus zwei Wörtern: „Cor“ und „do“ und bedeutet wörtlich: „Ich gebe mein Herz.“ Gott mein Herz geben. Mein Herz an Gott verschenken, das ist Glauben. 

Im christlichen Glauben geht es also nicht allein darum, etwas zu glauben, sondern jemandem. Es macht einen Unterschied, ob ich sage: „Ich glaube an Gott“ oder ob ich sage: „Ich glaube an dich, Gott“ oder gar: „Ich glaube dir, Gott, dass du mich liebst.“

Unterbrechung

Probiere es doch einmal für dich persönlich aus. Sage dir still: „Ich glaube an Gott.“

Und dann sage IHM: „Ich glaube an dich, Gott“

Oder gar „Ich glaube dir, Gott, dass du mich liebst.“




[1] Konzilien sind Zusammenkünfte der Repräsentanten der Kirche.

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