5.7. Danke, Ja und Amen für Jesu Hingabe

Während der Eucharistiefeier sagen wir letztendlich DANKE dafür, dass Jesus Christus uns Gottes bedingungslose Liebe zugänglich gemacht hat. Manche Menschen glauben allerdings immer noch, sie müssten sich Anerkennung und Liebe verdienen. Im religiösen Bereich nennt man das „Opfer bringen“. Durch Brandopfer haben viele Kulturen versucht, ihre Götter gnädig zu stimmen. Die Juden dachten damals zur Zeit Jesu: „Nur wenn wir es schaffen, alle religiösen Vorschriften einzuhalten, stehen wir gut vor Gott da.“

Jesus hat gezeigt, dass Gott ganz anders ist. Am Leben Jesu konnten und können die Menschen ablesen, dass Gott den Menschen entgegen kommt und ist mit Hingabe für sie da. Am eindrücklichsten hat Jesus das bewiesen mit seiner Lebenshingabe am Kreuz. Er hat seine Botschaft vom entgegenkommenden Gott nicht an den Nagel gehängt - auch unter der Gefahr, dass er selbst am Ende am Kreuz hängen wird. Denn seine Devise war: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13)

Was es bedeutet, sich für andere hinzugeben oder mit Hingabe für sie da zu sein, kennst du vielleicht als Mutter oder als Vater. Wenn dein Kind schwer krank ist, dann wachst du Tag und Nacht an seinem Bett. Opferst deinen Schlaf, ja manchmal bis zur eigenen Erschöpfung. Das gleiche gilt für Angehörige, die zum Beispiel Eltern oder Ehepartner aufopfernd pflegen oder für Menschen in sozialen Berufen, insbesondere in der Alten- und Krankenpflege.
Die Hingabe Jesu begann schon damit, dass Gott in ihm Mensch geworden ist. Ein uralter Lobgesang der ersten Christen besingt, dass er von seiner Göttlichkeit abgesehen hat, um uns nahe zu kommen:

Er [Jesus] war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt:
"Jesus Christus ist der Herr" - zur Ehre Gottes, des Vaters.

(Philipper-Brief 2,6-11 [55 n.Chr.])

Andere Beispiele aus der Bibel, wie Jesus für die Menschen da ist:
  • Er setzt sich mit Außenseitern und Sündern an einen Tisch (z.B. Zachäus) und begründet das so: „… Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“. (Lk 19,1-10)
  • Jesus hat Mitleid mit den Menschen, die zu ihm kommen und heilt die Kranken (z.B. Speisung der 5000, Mt 14, 13-20). Anschließend sagt er seinen Jüngern, die die Menschen abends nach Hause schicken wollen: „Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“ Im Markus-Evangelium (6, 34) heißt es vor der Speisung der 5000: „Als er aus dem Boot ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten hatten. Und er lehrte sie lange.“ Auch hier fordert er anschließend seine Jünger auf, den Menschen Brot zu geben.
  • An anderer Stelle sagt Jesus: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4, 4; vgl. Dtn 8,3). Lebenswert wird das Leben nicht allein dadurch, dass unser Grundbedürfnis nach Nahrung befriedigt wird. Wir brauchen auch etwas fürs Herz und fürs Hirn. Vor allem brauchen wir ein gutes Wort - die Zusage, geliebt zu sein.
  • Das Brot ist ein Synonym dafür, dass Menschen durch Jesus von Gott alles erwarten dürfen, was sie zum Leben brauchen. In diesem Sinn bitten wir im Vater unser, wenn wir um das tägliche Brot bitten. Letztendlich ist Jesus selbst all das, was wir zum Leben brauchen. Und er sagt uns zu, dass er selbst sich uns gibt: Im Johannes-Evangelium (6, 31-35,47-56) sagt er: „Ich bin das lebendige Brot“ bzw. „Ich bin das Brot des Lebens.“ Er ist für uns das „Lebens-Mittel“ für ein Leben in Fülle – für das ewige Leben. Jesus redet von sich, wenn er sagt: „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.“
  • Die Brotrede im Johannes-Evangelium weist auf das hin, was die anderen Evangelisten beim letzten Abendmahl beschreiben. Jesus deutet den Sinn seines Todes: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Das verspricht er, wenn er sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ So, wie die Juden beim Paschamahl daran erinnern, dass der Tod in Ägypten an ihnen vorüberging, so sagt Jesus, dass durch ihn der endgültige Tod an uns vorübergeht. Christen bezeichnen Jesus daher als das neue Paschalamm.

Jesus ist für uns gestorben und hat uns dadurch erlöst
Während der Eucharistiefeier sagen wir also DANKE dafür, dass Jesus für uns da ist. Mit letzter Konsequenz sogar im Tod. Dieses Dasein für die Menschen hat seine Anhänger Gott näher gebracht. Durch Jesus haben sie erfahren: Gott ist die Liebe. Er liebt die Menschen, ohne dass sie sich diese Liebe verdienen müssten. Er verlangt keine Vorleistung, sondern sehnt sich danach, dass die Menschen ihm einfach seine Liebe glauben und ihn zum Mittelpunkt ihres Lebens werden lassen. 

Durch diese neue Sichtweise auf Gott hat Jesus uns erlöst. Erlöst von der Angst, Fehler und Schwächen zu haben. Mit allen Unzulänglichkeiten stehen wir vor ihm gut da, denn er macht uns richtig. Das heißt, er richtet uns nicht ab, sondern er richtet uns auf und richtet uns gerade, so dass wir aufrecht vor ihm stehen können. Weil ich vor ihm o.k. bin mit allen Fehlern und Schwächen, kann ich die innere Freiheit haben, auszuhalten, dass Menschen mich vielleicht nicht o.k. finden. Ich kann es eh nicht allen recht machen. Wichtig ist, dass Gott mich in seinen Augen recht macht. Er erlöst mich aus innerer Unfreiheit. Ich muss nicht abhängig sein von menschlicher Anerkennung und Erfolg. Ich bin etwas wert auch ohne Geld, Gesundheit und gutes Aussehen. Erlöst hat er mich auch von der Angst vor dem endgültigen Tod. Wenn schon wir Menschen es nicht ertragen, dass geliebte Menschen sterben, wie sollte Gott es dann ertragen können? Die absolute Liebe kann unmöglich wollen, dass der Mensch, den er erschaffen hat, endgültig verloren wäre, vernichtet, aus und vorbei.

Für diese Botschaft hat Jesus gelebt. Aber das brachte damals das Weltbild des religiösen Establishments durcheinander. Jesus brachte den Glauben ins Wanken, aus eigener Kraft vor Gott gut dastehen zu müssen. Sich also den Himmel durch Opfer verdienen zu müssen. Seine Botschaft machte daher den Tempelkult überflüssig. Doch etwas gegen den Tempel zu sagen, war für Juden damals Gotteslästerung. Darauf stand die Todesstrafe durch Steinigung. Allerdings durften die Juden damals selbst keine Todesstrafe vollstrecken. Da war es für Jesu Gegner günstig, dass die römische Besatzungsmacht Jesus für einen Staatsverräter und Volksaufwiegler hielt. Die Strafe dafür war die Kreuzigung. Doch trotz aller Gefahr und Absehbarkeit seines Schicksals, blieb Jesus seiner Botschaft von der Liebe Gottes treu. Darin war er bis in allerletzter Konsequenz für die Menschen da.

Für gläubige Juden war die Tatsache, dass Jesus am Kreuz hängt, die Bestätigung, dass er nichts mit Gott zu tun haben kann. Im Alten Testament heißt es: "...ein Gehängter ist ein von Gott Verfluchter." (Dtn 21,22).  Dass Jesus dennoch mit Gott im Bunde steht, hat Gott selbst bewiesen: Durch Jesu Auferstehung. Denn vom Tod auferwecken kann nur Gott. Darin zeigt sich: Gottes Liebe ist sogar stärker als der Tod. Deshalb können wir befreit und ohne Angst leben.

Danke, Ja und Amen
Wer sich von der Lebensleistung und Hingabe Jesu berühren lässt, wem die Liebe Gottes unter die Haut geht, den drängt es, DANKE zu sagen. Denn: Wer Danke sagt, hat vorher Liebe erfahren. Eigentlich wäre es ja dann auch konsequent, wenn wir auch beim Kommunionempfang DANKE sagen würden, wenn uns der Leib Christi gereicht wird. Denn in der Kommunion können wir uns die Liebe Gottes auf der Zunge zergehen lassen, so dass sie uns unter die Haut geht. Allerdings ist es nicht üblich, dass wir in diesem Moment DANKE sagen. Wir sagen AMEN. Denn AMEN ist noch mehr als DANKE. AMEN bedeutet: „Ja, so ist es.“ Das ist das kürzeste Glaubensbekenntnis. Wir bekennen: „Ja, ich glaube, dass Jesus selbst mir im Brot begegnet. Ich glaube, dass Gott mich liebt – egal was kommt.“

In diesen Glauben muss man hineinwachsen. Jesus will uns in Fleisch und Blut übergehen. Nach und nach durchdringt er uns mit dem Ziel, dass wir ihm ähnlich werden. Bis ich wirklich darin hineingewachsen bin, kann ich einfach nur üben, mich in die Haltung der Dankbarkeit einzuüben. Denn: Wer DANKE sagt, hat vorher Liebe erfahren. Und wer AMEN sagt, bekennt: „Ja, ich glaube dir, Gott, dass du mich liebst.“



Kommentare