2.15. "have a brake..."

„Have a brake, have a Kit Kat“. So hieß der Werbespruch eines Schokoriegels. Leg ´ne Pause ein, unterbrich dein Tun. Denn ohne Pausen laufen wir ins Leere. Wenn ich die Tretmühle des Alltags nicht mal unterbreche, lande ich garantiert im Burn-Out. Auch ohne Schokoriegel schenkt mir die Unterbrechung neue Energie. Anschließend geht’s weiter. Fit für die Zukunft. Unterbrechungen lassen mich zu mir selbst kommen. Ich werde nicht völlig fremdbestimmt, sondern mir meiner Selbst bewusst.

Unterbrechung ist auch die kürzeste Definition von Religion. Nur wenn ich bewusst meinen Alltag unterbreche, bekomme ich eine Ahnung von einer ganz anderen Dimension – von einer Wirklichkeit, die ich nicht unmittelbar fassen kann. Wenn ich zum Beispiel die Schönheiten der Natur wahrnehme, fange ich an zu staunen. Und wer staunt, sieht hinter die Dinge. Erkennt, dass nichts von dem was ist, selbstverständlich ist. Wer staunt wird dankbar. Und der Dank will sich an ein Gegenüber richten. Wer sich unterbrechen lässt, bekommt eine Ahnung von Gott.

Unterbrechung ist daher auch die kürzeste Definition von Religion (so J. B. Metz) und wohl auch des Gebets. Dazu ist gar nicht viel Zeit nötig. Immer wenn ich meinen Alltag unterbreche, kann ich mich bewusst auf Gott ausrichten und ihn so in meinen Alltag mit einbeziehen.

Ein paar Beispiele:

Beim Zeitungslesen am Morgen: 
Ich nehme wahr, was in der Welt los ist und halte Gott die Not und die Herausforderungen der Welt hin. Meine Fürbitte ist Solidarität im Gebet. Dabei gebe ich nicht einfach die Verantwortung für das, was ich tun könnte, an Gott ab. Mein Gebet schärft meine Aufmerksamkeit und mein Bewusstsein für das, was zu tun ist. Diese Sensibilität für die Not der Welt macht mein Leben nicht bequemer – im Gegenteil. Sie fordert mich zum Handeln heraus. Doch das Bewusstsein, dass Gott mit mir am Werk ist, gibt mir Zuversicht, wenn ich merke, dass meine Möglichkeiten begrenzt sind.
Oder beim Blick in den Kalender:
Bevor ich den nächsten Termin wahrnehme, bitte ich Gott darum, dass er mir seinen Geist schenkt – seine Kraft, seine Inspiration –, so dass ich in seinem Sinne den Menschen begegne oder Entscheidungen treffe.

Oder das klassische Tischgebet: 
Ich halte einen Moment inne und mache mir bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich Mittel zum Leben habe. Ich sage Danke dafür, dass ich leben darf.

Nach dem Wachwerden am Morgen: 
Ich blicke zu einem Kreuz, das im Zimmer hängt oder mache das Kreuzzeichen. Mit Gott im Blick beginne ich den Tag und stelle ihn unter ein gutes Vorzeichen.

Das Gleiche vor dem Zubettgehen: 
Ich kann mit Gott die Ereignisse des Tages teilen. Ihm übergeben, was mir misslungen ist oder was ich nicht geschafft habe. Ich darf darauf vertrauen, dass es bei ihm gut aufgehoben ist während der Nacht. Denn es reicht völlig aus, wenn ich mich erst am nächsten Morgen wieder damit beschäftige und meine unerledigten Aufgaben wieder von ihm entgegen nehme.

Viele Menschen halten auch gerne unterwegs einen Moment inne: 
Sie zünden eine Kerze an in einer Kirche oder in der Autobahnkapelle. Die Kerze signalisiert: Jesus ist das Licht der Welt. Er steht mir zur Seite, auch wenn ich im Dunkeln tappe.

Auch zu Hause kann ich eine feste Zeit für Gott einplanen:
Ich unterbreche meine Alltagsprobleme und nehme IHN in den Blick. So gewinne ich Abstand von mir selbst und sehe weiter. Die Unterbrechung ermöglicht mir einen Perspektivwechsel. Ich sehe meinen Alltag mit den Augen Gottes. Und so eröffnet er mir einen neuen Blick auf mein Leben.

Statt Werbung für eine Unterbrechung mit Schokoriegel mache ich also lieber Werbung fürs Gebet. Denn Schokoriegel landen irgendwann auf der Hüfte und machen träge. Gott dagegen hilft mir zu leben.

Unterbrechung:

Überlege, ob du solche Unterbrechungen auch in deinem Alltag einbauen willst oder kannst.

Wenn du dich dazu entschließt: Fange mit einem kleinen Ritual an. Nimm dir nicht zu viel vor für den Anfang. Lieber wenig, dafür regelmäßig.

Es kommt nicht darauf an, was du tust. Wichtig ist, auf wen du dich dabei ausrichtest: Dass du Gott mitten im Alltag in den Blick nimmst...

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