2.19. Beten heißt: "Verweilen bei einem Freund"

Vor einigen Jahren habe ich einer alten Frau die Krankenkommunion nach Hause gebracht. Ihr Verstand war noch völlig klar, aber der Körper machte nicht mehr mit. Vor Altersschwäche war sie ans Bett gefesselt. Tagein tagaus lag sie da und wartete auf den Tod. Langweilig war ihr nicht, wie sie meinte. „Ich kann ja mit Jesus reden.“ Das hatte sie von ihrem Sohn gelernt, als der noch ein Kind war: „Mit Jesus kann man doch reden wie mit einem Freund.“ Diese Art des Betens war ihr als junge Mutter fremd gewesen. Sie kannte nur vorformulierte Gebete. Doch sie hat sich in ihrem Beten von ihrem Kind inspirieren lassen: „Mit Jesus kann ich immer reden – wie mit einem Freund. Denn er ist immer da.“

Ähnlich sagt es auch die heilige Teresa von Avila[1]. Sie meint:

„Meiner Meinung nach ist inneres Beten
nichts anderes als Verweilen bei einem Freund,
mit dem wir oft allein zusammen kommen,
einfach um bei ihm zu sein,
weil wir sicher wissen, dass er uns liebt.“
[2]


Unterbrechung:
Versuche einmal, einfach in dem Bewusstsein zu beten, wie Teresa das beschreibt:
  • ich verweile in Stille;
  • bin einfach da – und er ist da;
  • er kennt mich – ohne dass ich ihm viel erzählen muss;
  • wortloses Verstehen;
  • allein seine Gegenwart genügt;
  • denn ich weiß, dass er mich liebt!


[1] *1515, +1585, Karmelitin, Ordensgründerin, 1622 heiliggesprochen, 1970 Ernennung zur Kirchenlehrerin 
[2] Buch meines Lebens, 8,5

Kommentare