2.21. Im Einklang mit dem Wort Gottes

"Das Gebet wird nur so weit christlich sein,
als es Nahrung aus dem lebendigen Schatz zieht,
den wir von dem früher gelesenen oder gehörten Wort Gottes
im Gedächtnis bewahrt haben.
Darum muss das Gebet sich in einer beharrlichen
und richtig durchgeführten geistlichen Lesung
beständig erneuern, wenn es christlich bleiben will.“
(L. Bouyer)

Durch die Worte der Bibel spricht Gott zu uns im Menschen-Wort. Unsere Antwort ist das Gebet. Will ich im Gebet keine Monologe halten und mit mir selber sprechen, sondern in den Dialog treten mit Jesus Christus und seinem Gott, ist es sinnvoll, seine Meinung zu kennen. Sonst redet man aneinander vorbei. Wie Gott tickt, erfahre ich durch die Bibel. Zumindest entdecke ich dort Erfahrungen, die Menschen vor mir mit Gott gemacht haben. Und diese sind aufgeschrieben von Menschen, die von ihm inspiriert waren.

Inspiriert von Gott waren auch die frühen Mönche, die im 3./4. Jhd. n. Chr. als Einsiedler in die Wüste gegangen sind, um Gott zu suchen. Indem sie ohne Ablenkung nur auf sich verwiesen waren, sind sie in der Auseinandersetzung mit sich selbst auch Gott auf die Spur gekommen. Doch vorher haben sie in der Stille erst mal die Erfahrung gemacht, dass alle möglichen Gedanken in ihnen hochkamen, die sie vom Beten immer wieder abgelenkt haben. In der Wüste hatten sie mit sich selbst zu kämpfen und mussten lernen, mit allem umzugehen, was in ihnen eher destruktiv war. Dabei haben sie Techniken entwickelt, die ihnen dabei halfen.

Eine dieser Techniken war die Gebetsform der „Ruminatio“. Das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Wiederkäuen“. So, wie Kühe das gefressene Gras in Ruhe wiederkäuen, um es zu verdauen, so haben auch die frühen Mönche durch die ständige Wiederholung von Bibelversen auf ihnen herumgekaut – sie wiedergekäut, um sie wirklich zu verinnerlichen.

Nur was ich verinnerliche und wirklich in mich aufnehme, kann mir Nahrung sein. Und die Qualität der Nahrung beeinflusst meine Gesundheit. Das, womit ich mich geistig beschäftige, wird auch mein Inneres prägen. Manche Musik zum Beispiel macht mich aggressiv, andere beruhigt mich. Ich kann entscheiden, was ich in mir wirken lassen will, wovon ich mich prägen lasse. Welche Filme sehe ich an? Mit welchen Menschen unterhalte ich mich über welche Themen? Was lese ich? Welche Musik höre ich? Welche Gedanken denke ich weiter? Auf welche Worte höre ich?

Wenn ich Gottes Wort auf mich wirken lasse und verinnerliche, können mir Worte der Bibel wirkliche Lebens-Mittel werden, geschenkt vom Gott des Lebens.


Unterbrechung:

Wenn du dich vom Wort Gottes prägen lassen willst, dann versuche es doch mal mit dem Wiederkäuen eines Bibelverses.

Wähle einen der nachfolgenden Verse aus, der dir zusagt. Vielleicht schreibst du ihn auf einen Zettel und liest ihn im Laufe des Tages immer mal wieder. Wiederhole ihn still für dich – kaue also immer wieder darauf herum.

Vielleicht begleitet der Bibelvers dich ja auch wie ein Ohrwurm, den man nicht wieder loswird. Auch das Wort des lebendigen Gottes sollte uns nicht mehr los lassen, denn ER lässt uns nicht los…

Meiner Erfahrung nach, hilf so ein Gebetswort – immer und immer wieder wiederholt – auch beim Einschlafen. Besser, als Schäfchenzählen… 


„Ich habe den Herrn beständig vor Augen.
Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.“
(Ps. 16,8)


„Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ (Ps 18,30)


„Der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis hell.“ (Ps 18, 29)


„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ (Ps 23)

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?“
(Ps 27,1)


„Im Staub klebt meine Seele. Nach deinem Wort belebe mich!“ (Ps 119, 25)


„Meine Seele zerfließt vor Kummer.
Richte mich auf nach deinem Wort!“
(Ps 119,28)


„Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2 Kor 12,9)

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.
Ich werde euch Ruhe verschaffen.“
(Mt 11,28)


„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern,
und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“
(Joh 6, 35)


„Warum habt ihr solche Angst“ fragte Jesus.
„Habt ihr denn immer noch kein Vertrauen?“ (Mk 4,40)


„Setzt immer das Vertrauen auf den Herrn, der unser Gott ist,
unser Fels für alle Zeiten.“
(Jes 41,13)


„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
(Mt 4,4)


„Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.“
(Joh 11, 25-26)


„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben,
sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen."
(2 Tim 7f.)


„Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu,
denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“
(2 Tim 2,13)





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