4.2. Gottes Dienst an uns


Im Gottesdienst feiern Christen, dass Gott für alle Menschen da ist. Er macht immer den ersten Schritt und kommt den Menschen entgegen. Beschrieben wird das schon auf den ersten Seiten der Bibel. Der erste Schöpfungsbericht ist ein einziges Loblied auf die Welt und besingt die Schöpferkraft Gottes. In jeder Strophe heißt es: „Gott sprach… und es wurde…“ (Gen 1,1 – 2,4a). Gott macht den Anfang mit der Welt. Er macht den Anfang mit dem Menschen. Im Laufe der Erfahrungsberichte der Bibel bewahrheitet sich, dass Gottes Name Programm ist. Dem Mose teilt er seinen Namen am brennenden Dornbusch mit: „Jahwe“ bedeutet: „Ich-bin-da.“ (Ex 3, 14, f.). Im Rückblick haben die Menschen das auch immer wieder erfahren können – wenn auch manchmal anders, als sie es sich vorgestellt hatten. Gott bleibt eben bei aller Fürsorge auch souverän und lässt sich nicht vereinnahmen.

Auch der Name Jesu steht für sein Wesen. "Jesus" bedeutet „Jahwe ist Hilfe“ oder „Gott ist Rettung“. Menschen, die ihm begegnen, gewinnen den Eindruck, dass er Gott in- und auswendig kennt. Seine Lehre gibt ihnen nicht nur Orientierung und Halt, Jesus vermittelt Hoffnung und Liebe. Wer ihm begegnet, kann erfahren: In ihm ist Gott für die Menschen da. Er macht zum Beispiel den ersten Schritt auf den Zöllner Zachäus zu. Jesus holt Außenseiter aus der Isolation, heilt Kranke und redet so ganz anders von Gott, als es die Schriftgelehrten seiner Zeit tun. Deshalb laufen ihm die Leute buchstäblich hinterher und lassen ihm und seinen Jüngern keine Ruhe, wie folgender Bibeltext zeigt:

„Nachdem Jesus die Apostel ausgesandt hatte, versammelten sie sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. 
Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.“ (Mk 6, 30-34)

Jesus ist für die Menschen da. Zunächst für seine Jünger. Sie müssen bei ihm unbedingt loswerden, was sie während ihrer Missionsreise erlebt haben. Jesus will ihnen zuhören und Zeit für sie haben, denn er sieht, wie sehr die Aufgabe sie gefordert hat. Sie brauchen Supervision, Ruhe und Erholung. Doch die Menschen gönnen ihnen keine Auszeit. Sowohl Jesus als auch seine Jünger müssen in den Leuten eine Sehnsucht geweckt haben, die sie nicht mehr loslässt. Die Menschen sind getrieben und wissen nicht wohin. Wie Schafe ohne Hirten. Bei Jesus versprechen sie sich Orientierung. Und so laufen sie ihm buchstäblich hinterher.

Obwohl die Leute ihn und seine Jünger stören, hat Jesus Mitleid mit ihnen. Er sieht, was seine Jünger brauchen, er sieht aber auch, was die Leute nötig haben. Die einen brauchen Ruhe, die anderen Orientierung. Jesus wird beiden gerecht. Die Jünger dürfen im Hintergrund bleiben, während Jesus sich um die Leute kümmert und diese lange lehrte. Er predigt, erzählt ihnen von Gott und stillt damit ihre Sehnsucht. Im Bibeltext folgt anschließend die Erzählung von der wunderbaren Brotvermehrung. Jesus stärkt die Menschen mit Nahrung für ihre Seele, anschließend sättigt er ihren Bauch.

Ähnlich ist es in der Heiligen Messe: zuerst hören wir sein Wort – Stärkung für die Seele. Danach empfangen wir Jesus Christus in den Gestalten von Brot und im Wein – Nahrung für den Leib als Zeichen dafür, dass er uns in Fleisch und Blut übergehen will. So können auch wir zur Ruhe kommen. Im Gottesdienst gibt es niemanden, der Forderungen stellt. Ich muss nichts leisten. Gott beschenkt mich mit seiner Gegenwart. Damit will er mir einen Dienst erweisen. Gottesdienst ist also Gottes Dienst für mich.

Unterbrechung:
Habe ich schon einmal erfahren, dass Gott für mich da ist?

Welche Art der Gottesdienstgestaltung hilft mir, zu erfahren, dass Gott mich stärkt? 

Was hilft mir, um mir seiner Gegenwart bewusst zu werden?

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