1.13. "kehre um" - "Denke größer von Gott"

Das Wort „kehre um“ wird oft moralisch missverstanden im Sinne von: „Werde ein besserer Mensch, damit Gott was mit dir zu tun haben will oder damit du gut vor ihm dastehst.“ Diesem Missverständnis entgegnet Jesus schon während seinem ersten öffentlichen Auftreten:

Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! (Mk 1, 14-15)

Seine ersten Worte im Markus-Evangelium sind eine ungeheure Zusage: 
Jesus verkündet die gute Nachricht, dass das Reich Gottes nahe ist. Ich versteh das so, als wenn er heute sagen würde: „Endlich ist es soweit. Wenn ihr euch auf mich einlasst, dann wird euch nur noch die Liebe beherrschen und nicht mehr Angst, Neid, Streit, Missgunst, Gewalt und Not.“ Wenn das keine gute Nachricht ist! Eben ein Evangelium!

Das griechische Wort „Evangelium“ wurde in der Antike immer gebraucht, wenn von einem freudigen Ereignis berichtet wurde. Zum Beispiel, wenn ein Thronfolger geboren wurde oder bei der Thronbesteigung eines Königs. Für das Volk war damit z.B. eine Amnestie verbunden – also ein Straferlass. Eine gute Nachricht eben!

Die gute Nachricht, die Jesus mitbringt ist: „Es ist soweit! Bald wird in Erfüllung gehen, was Gott euch versprochen hat.“ Indirekt heißt das: In Jesus selbst kommt Gott den Menschen nahe. An Jesus können wir ablesen wie es ist, wenn Gott über das eigene Leben regiert – wie es sein wird, wenn die Liebe irgendwann einmal endgültig über die ganze Welt regiert.

Erst nach dieser Zusage kommt der Anspruch: 
Jesus fordert die Menschen auf: „Kehrt um!“ Das heißt wörtlich übersetzt eigentlich „denkt um“. Damit sagt Jesus: Denkt über das hinaus, was ihr bisher über Gott dachtet und ändert eure Vorstellung von ihm. Denkt ihn nicht mit euren kleinlichen menschlichen Eigenschaften. Gott ist ganz anders. Denn Gott ist die Liebe (1 Joh 4,16b). Das bedeutet, „wenn das Herz uns auch verurteilt – Gott ist größer als unser Herz“ (1 Joh 3,20).[1]

Unterbrechung:
  • Wie denke ich über Gott? Hat sich mein Denken über ihn mit der Zeit verändert?

  • Wie geht es mir bei dem Gedanken, dass Gott ganz anders ist, als ich ihn mir überhaupt vorstellen kann? Kann ich mich auf diesen Gott einlassen? Auf den Gott, der einerseits unbegreiflich ist und andererseits „die Liebe“? 

  • Was bedeutet das für mein weiteres Leben, wenn ich mich wirklich dem Gott, der die Liebe ist, zuwenden würde / zuwenden könnte? 



[1] Vgl. Reinhard Körner, Die Zeit ist reif – Fünf Schritte zu einem neuen Christsein, Leipzig, 2005, S. 22-32

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